Eine der häufigsten Fragen, die mir von Honigkunden gestellt wird, ist, ob die Bienen überhaupt keinen Zucker bekommen.
Nun, doch, das tun sie – pro Volk und Jahr etwa 10 kg. Aber im Honig ist trotzdem kein zugefütterter Zucker enthalten. Warum das so ist, lässt sich leicht erklären:
Im Gegensatz zu Wespen und Hornissen überdauern die Völker von Honigbienen den Winter. Die Königin wird mehrere Jahre alt, eine einzelne Biene lebt im Sommer jedoch nur wenige Wochen. Im Spätsommer und Herbst wachsen dann langlebigere Bienen heran, die bis ins Frühjahr für den Fortbestand des Bienenvolkes sorgen.
Im Frühling und Sommer, wenn alles blüht, sammeln die Bienen Nektar und lagern diesen in ihren Waben ein, sodass das Bienenvolk im Winter, wenn es keine Blüten mehr gibt, nicht verhungert.
Nun ernten wir Imker jedoch den Honig, was für die Bienen im Winter ein Problem darstellen würde. Daher wird nach der Honigernte Zucker zugefüttert, der über den Winter dann verbraucht wird. Bis ins Frühjahr sind die Waben dann leer und werden von den Bienen wieder mit köstlichem Honig befüllt.
Aber schadet das den Bienen nicht? Das kommt darauf an – vermutlich würden die Bienen am liebsten auf dem selbst gesammelten Honig überwintern, aber den wollen wir Menschen nun mal auch essen.
Manche Honige sind im Winter jedoch gar nicht so gesund für Bienen – einerseits, weil es Honige gibt, die schon in den Waben kristallisieren und dann von den Bienen nicht mehr aufgenommen werden können (die Bienen also bei vollen Honigwaben verhungern), und andererseits, weil es Honige gibt, die viele unverdauliche Mineralstoffe enthalten (z. B. Waldhonig oder Efeu-Honig) und so im Winter zur sogenannten Ruhr (einer Bienenkrankheit) führen können.
Außerdem nehmen wir Imker den Bienen bei der Schleuderung nicht den gesamten Honig weg – mindestens 5 kg sollten jedenfalls im Volk verbleiben, und oft finden Bienen auch nach der Schleuderung noch Trachtquellen, sodass den Bienen über den Winter eine Mischung aus Zucker und Honig zur Verfügung steht.
Zusätzliche Information: Im September bereiten sich die Bienen intensiv auf den Winter vor. Die Imker überprüfen die Bienenvölker auf ihre Gesundheit und stellen sicher, dass genügend Futtervorräte vorhanden sind. Eine wichtige Aufgabe ist die Varroa-Behandlung, um die Bienenvölker vor der schädlichen Varroamilbe zu schützen. Diese Milbe kann die Bienen schwächen und ist eine der größten Bedrohungen für die Bienengesundheit. Ein gesunder Start in den Winter ist entscheidend für das Überleben der Bienen bis zum nächsten Frühjahr.