Nee, warte, es ist doch November... Warum dann diese Überschrift? Du wirst es später noch erfahren.
Meine Mädels: Zwei Völker an je zwei Standorten. An einem Standort stehen meine zwei Hektarnektar Völker, die ich von Sirius Facilities und Hektarnektar gesponsort bekommen habe. Von der Einwinterung dieser zwei habe ich im letzten Monat berichtet. Die anderen beiden stehen im wunderschön idyllischen und riesengroßen Garten meiner ehemaligen Arbeitskollegin. Als ich angefangen habe zu imkern, habe ich erst versucht, Bienenvölker in meinem Garten aufzustellen, hab diese Idee aber ganz schnell fallen lassen, als nach dem Einzug der fleißigen Bienchen und dem ersten Einfüttern des Ablegers Hornissen von den Leckerchen Wind bekommen haben (in erster Linie wohl vom gefütterten Zuckerwasser, aber bekannterweise fressen Hornissen auch Bienen). Zwei Wochen habe ich mir das Spektakel angesehen und dann entschieden, das hat keinen Sinn. Hornissen mögen nützliche und eigentlich friedvolle Tiere sein, aber sie mir in den Garten locken und in meinen Bienenstand einziehen lassen, das wollte ich nun wirklich nicht. Eine Alternative musste her, da bot sich meine Kollegin an, die Bienen in ihren Garten stellen zu können. Seitdem hatten wir eine Win-Win-Situation, ich konnte meine Bienenliebe pflegen und sie konnte dem fröhlichen Gewusel bei der Gartenarbeit zusehen. Der einzige Wermutstropfen für mich war, dass die Mädels eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt von mir ihre Heimat hatten. Aber was tut man nicht alles, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Das war 2018, 2020 kam dann der zweite Standort dazu, der nicht ganz soweit weg ist und auch leichter zu erreichen, da mein Sohn einmal in der Woche im Nachbarort Sporttraining hat. Ich fahre ihn zum Training, fahre weiter zu den Bienen und hole ihn zum Trainingsschluss wieder ab. Sehr praktisch. Warum ich so weit aushole? Naja, eben weil ich meine Mädels nicht 24/7 unter meinen Fittichen haben kann, sie bemuttern und betreuen kann, wann immer ich möchte, sondern auf die Beobachtungen der jeweiligen Gartenbesitzer angewiesen bin. Und so klingelte vor ein paar Wochen mein Handy mit der Nachricht meiner Kollegin: Bea, hier sind so viele Wespen bei den Bienen, kannst du mal schauen, was da los ist? Ohoh, kein gutes Zeichen, nichts wie hin.
Nachdem wir also vor mittlerweile sechs Jahren unsere Gartensymbiose beschlossen hatten, bestellte ich mir im Internet einen neuen Ableger. Doch das Einlogieren dieses Volkes erwies sich damals als mehr als schwierig, ein Teil der Bienen zog ein, ein anderer hängte sich unter den Kasten. Und die zugesetzte Königin wurde auch nicht akzeptiert. Bienen haben halt ihren eigenen Kopf. Zweiter Versuch mit neuer Königin, selbes Ergebnis. Was das Problem war, weiß ich bis heute nicht, ich versuchte es ein drittes Mal, und endlich endlich organisierte sich dieser bunte Haufen zu einem Bienenvolk. Im zweiten Jahr zog ich einen Ableger von ihnen, aber irgendwie spielten sie doch nicht so ganz nach meinen Regeln. Statt im Frühling ihre Vorräte in den aufgesetzten Honigraum einzulagern, schichteten sie fleißig alles in ihre Wohnstube, den Brutraum, Honigernte Fehlanzeige. Im darauffolgenden Jahr schwärmten sie trotz bester Vorsorge (von wegen Bienen schwärmen erst, wenn mindestens eine Weiselzelle verdeckelt ist, ich habe regelmäßig alle sieben Tage kontrolliert und während ich den gezogenen Ableger durchschaute, stürzte sich das ursprüngliche Muttervolk Hals über Kopf aus dem Kasten. Na schön, muss man auch mal gesehen haben). Die Honigernte in diesem Jahr fiel entsprechend übersichtlich aus. Im darauffolgenden Jahr noch engmaschigere Kontrolle und konsequentes Ausbrechen der Weiselzellen führte dazu, dass die Mädels zwar blieben, aber mit dem Honigraum konnten sie sich nach wie vor nicht anfreunden. Also alles in allem hatten wir eine schwierige Beziehung. Währenddessen gedieh der Ableger prächtig. Sie waren friedfertig, kooperativ und verhielten sich so, wie man es von Bienen erwartet. Sehr heilsam für mich. Übrigens benannte ich die zwei Völker dieses Standortes nach den Beutenfarben: der Ableger war das braune Volk und das Muttervolk das rote Volk. Also die braunen top, die roten eigenbrötlerisch. Das soll bitte nicht zu Vergleichen in der Politik genutzt werden! Die letzten zwei Jahre entwickelten die roten dann eine richtiggehende Aggressivität erst gegen mich, im letzten Sommer dann auch gegen den Rasenmäher und zuletzt auch gegen die Gartenbesitzer, sodass ich ernsthaft nachdachte, was ich tun kann. Umgeweiselt hatte ich bereits im Frühling mit einer vollwertigen Schwarmkönigin aus einer Weiselzelle, die mir Freunde von ihren Völkern geschenkt hatten. Hatte überhaupt keinen Effekt, leider. Im Sommer fraßen sie mich bei Durchsichtsarbeiten quasi auf, stachen durch den Anzug und die Handschuhe und einmal durch den Schleier in die Handschuhe. Vielleicht waren sie der Meinung, sie müssten nach der Geburt meines Sohnes im Juni mein Energiesystem wieder auf Vordermann bringen, Bienenstiche wirken ja regulierend und anregend auf die menschliche Biologie. Und jetzt zum Abschluss des Jahres diese Nachricht: Wespen bei den Bienen. Wie passt das zusammen? Ich schmiss mich in die Klamotte und rüstete mich für alle Eventualitäten. Zuerst schaute ich die braunen durch. Alles top. Sie bekamen noch eine neue Abdeckung auf die Waben, ich hatte mich dieses Mal zur Plastikvariante durchgerungen, das Wachstuch fraßen sie jährlich durch. Damit und mit dem Einengen des Fluglochs war das Einwintern erledigt, aufgefüttert hatte ich sie schon. Dann die roten. Deckel auf und.., Überraschung! Niemand zu Hause. Das Volk hatte seinen Stock verlassen, sie waren komplett weg. Man hört immer wieder mal von solchen Erlebnissen, aber das in live und Farbe zu sehen, ist doch schon irgendwie verstörend. Ene mene Mai, da warens nur noch drei Bienenvölker, mit denen ich in diesen Winter gehe. Allerdings einigte ich mich mit der Gartenbesitzerin darauf, dass wir sie mit einem lachenden und einen weinenden Auge ziehen lassen. Diese Eskapaden...naja, ihr wisst was ich meine. Dann hoffen wir mal, dass alle verbleibenden Völker gut durch den Winter kommen werden und dann heißt es im nächsten Frühling "Neue Runde, neues Glück"!