Endlich, pünktlich zu Beginn des meteorologischen Frühlingsanfangs holt die Sonne ihre ganze Kraft aus der Reserve und wärmt unsere schöne Erde auf über 10°C. Bienenwetter! Also Imkeranzug, Smoker und Stockmeisel eingepackt und nichts wie raus zu den Mädels. Die erste Durchsicht nach dem Winter steht an. Mittlerweile ist es mein 10. Jahr als Hobbyimkerin, aber der erste Blick in die Bienenstöcke nach dem Winter ist immer wieder aufregend. Haben sie die kalten Temperaturen gut überstanden? Reichte das eingelagerte Futter?
Normalerweise erkennt das geübte Imkerauge ja bereits am Gerangel beim Flugloch, was innen so los ist, dennoch sind unsere fleißigen Damen auch immer wieder für eine Überraschung gut. Soviel sei schonmal verraten: Wir haben Flugverkehr an drei von drei Bienenstöcken. Aber bei einem Volk saß der Fluglochkeil schon sehr seltsam, er war an einer Seite fast völlig rausgedrückt. Voller Sorge öffnete ich also den Deckel und sah sofort die Katastrophe: Der Boden der Bienenbeute war voll mit Nistmaterial, zwei Waben kreisrund angenagt. Hier hat es sich wohl eine Maus über den Winter gemütlich gemacht. Doch...die Bienen scheint es nicht so sehr gestört zu haben, bei meinen Aufräumarbeiten umschwirren sie mich, wie es sich für ein intaktes und vitales Bienenvolk gehört. Also scheint diese Co-Existenz tatsächlich funktioniert zu haben, soweit lässt sich kein größerer Schaden feststellen. Alles in Ordnung. Beim zweiten Volk stellt sich tatsächlich alles so dar, als wäre kein Winter gewesen: Der Stock ordentlich und sauber, keine größere Ansammlung toter Bienen auf dem Boden und eine wunderbare Volksstärke, die nach wie vor die Waben besetzt. Wow, was will man mehr? Bei Volk drei, das an einem anderen Standort steht, sieht die Situation nochmal anders aus. Als ich ankam, begrüßte mich der Gartenbesitzer schon mit den Worten: "Ich musste das Flugloch auf Sommergröße stellen, es gab schon Stau!" Das klang vielversprechend. Aber der Blick in den Stock zeigt kein schönes Bild: Massenhaft toter Bienen am Boden, da musste ich erstmal ordentlich ausfegen. Und auch auf zwei Waben jeweils eine faustgroße Stelle, wo tote Bienen noch direkt auf oder sogar in den Zellen sitzen. Was ist da passiert? Sind sie erfroren? Oder war hier doch zuviel Zementhonig aus dem Sommer eingelagert worden, den sie jetzt im Winter nicht ausfressen konnten? Aber woher kommen dann diese fleißig ein- und ausfliegenden Bienen? Räuberei? Irgendwie unwahrscheinlich, zumal frisch eingelagerter Nektar zu sehen ist. Also muss auch dieses Volk trotz der offensichtlichen Verluste den Winter überstanden haben. Hier muss ich auf jeden Fall in ein oder zwei Wochen nochmal nachkontrollieren. Noch sind die Nächte zu kalt, eine Bruttätigkeit der Queen nicht wirklich erkennbar. Bis neue Stifte oder sogar verdeckelte Brutzellen zu finden sind, bleibt es hier auf jeden Fall noch spannend, aber für den Augenblick bin ich erstmal erleichtert. Schauen wir, was die neue Saison bringt.