"Haben wir einen Imker im Bekanntenkreis" fragte mich Anfang des Monats ein WA-Status von Bekannten. Da konnte ich natürlich nicht inkognito bleiben und schrieb: "Ja, ich imkere. Wie kann ich denn helfen?" Wie sich herausstellte, spielten meine Bekannten mit dem Gedanken, selbst Honigbienen halten zu wollen und wünschten sich einen Ansprechpartner für die ersten Schritte. Na klar war ich da gleich Feuer und Flamme. Immerhin habe ich in meinen mittlerweile 9 Jahren als Hobbyimkerin schon einiges gesehen, Anfangsschwierigkeiten überwunden, Fehler gemacht, Rückschläge erlitten, aber auch Erfolge eingefahren und vor allem einiges von den Bienen gelernt. Also verabredeten wir uns an einem meiner zwei Standorte, damit meine zwei potentiellen Neuimker das Arbeiten am Bienenstock live und in Farbe erleben konnten. Allerdings hatte ich aus persönlichen Gründen meine Mädels drei Wochen nicht besuchen können, wusste also nicht, was für eine Überraschung mir mein eines Volk bereiten würde. Guter Dinge und voller Zuversicht öffnete ich den Deckel und entdeckte den allerfeinsten Wildbau vollgepackt mit Nektar. Leider konnte ich dieses Kunstwerk nicht im Stock lassen, sondern musste es unter massivem Protest der Erbauer entfernen. Meine Damen bestraften mich mit mindestens 5 Stichen, einen davon versetzten sie mir direkt in die Nase. Am nächsten Tag sah ich aus wie Quasimodo. Und das alles unter den wissbegierigen Blicken meiner Bekannten. Na super, damit wäre das Interesse für Honigbienen als entspannte Feierabend-Beschäftigung wohl mal gleich zunichte gemacht, dachte ich. Aber Pustekuchen. Sie wünschten sich einen kleinen Ableger von meinen Bienen, um sie bei sich zu Hause ansiedeln zu können. Gesagt, getan, aus meinem wehrhaften Volk klaute ich während der Säuberungsaktion zwei Brutwaben und verstaute sie in der Ablegerbox. Und die Ablegerbox verstauten wir im Kofferraum meiner Bekannten. Ein paar Tage später schickten sie mir das Foto von diesem Beitrag mit der Nachricht: "Wir haben gleich noch ein zweites Bienenvolk dazu organisiert, damit wir gut über den Winter kommen." Mittlerweile haben sich beide Völker gut eingelebt und meine Bekannten sind tatsächlich motivierte Jungimker geworden. Darauf bin ich schon ein kleines bisschen stolz, nicht nur darauf, mein Wissen und meine Leidenschaft weitergeben zu können, sondern vor allem mit den zwei neuen Stöcken an einem neuen Standort wieder einen kleinen Beitrag für eine gesunde Natur leisten zu können. Die fleißigen Bestäuberinnen legen nämlich nicht nur den Grundstein für unsere Nahrungsmittelkette, sondern sorgen mit ihren kleinen Füßchen auch dafür, dass Sonne und Regen zu den besten Naturprodukten veredelt werden. Ein Bienenstock ersetzt nämlich eine ganze Apotheke. Dafür lass ich mich auch gerne mal stechen :-)
P.S. Der Grund, warum ich so lange nicht zu meinen Bienen konnte war übrigens auch ein sehr freudiger: Am 11.6. landete unser Sohn in den Armen unserer Familie. Die Imkerfamilie wächst also weiter!