Ungewöhnlich schwer waren die Honigwaben dieses Jahr, ich konnte den Honigraum gar nicht alleine vom Volk abheben. Eigentlich hätte mich das schon stutzig werden lassen müssen, aber ich freute mich nur auf eine erfolgreiche Honigernte in diesem Jahr, da ich gar nicht wirklich damit gerechnet hatte, dass die Mädels ihr flüssiges Gold mit mir teilen würden. Im Frühjahr musste ich zwei Völker miteinander vereinigen, damit sie überlebensfähig blieben, das eine hatte seine Königin verloren und beim anderen war die Königin nicht in Legestimmung, sodass viel zu wenig Bienen viel zu wenig Vorräte sammelten. Also wurden die beiden zu einem Volk, aus dem aber in diesem Jahr kein Honig zu ernten war. An dem frei gewordenen Platz siedelte sich im Sommer wieder ein neues Bienenvolk an, dass mir dankenswerterweise von Hektarnektar und Sirius Facilities gesponsort wurde. Doch auch dieses neue Volk brauchte nach dem Umzug Futter, um ihr neues Heim optimal ausbauen zu können, auch hier keine Honigernte. Blieben noch zwei weitere Völker, für deren Wohlergehen ich als Imkerin verantwortlich war. Doch diese beiden, obwohl stark und fleißig, hatten bisher noch nie Honig in den Honigraum getragen, sondern alles gewissenhaft im Brutraum eingelagert, sodass ich nichts von dem süßen Nektar stibitzen konnte. Doch dieses Jahr, welch Überraschung, hatten sie es sich anders überlegt und wie schon erwähnt die Honigräume so schwer beladen, dass ich beim Hoch- und Runterheben vom Volk Hilfe brauchte. Also hieß es dann vor einigen Wochen die Honigschleuder aus der hintersten Ecke der Garage hervorholen, schön abstauben und seidig glänzend machen, um dann mit ihr den vollen Honigwaben eine ordentliche Runde im Karussel zu bescheren. Bei diesem Vorgang wird der Honig aus den Waben herausgeschleudert, fließt an den Wänden der Schleuder herunter und kann über einen Hahn umgefüllt werden. Normalerweise. Doch dieses Jahr war scheinbar alles anders. Denn viele Waben, die wir nach dem Ausschleudern kontrollierten, zeigten sich ziemlich unbeeindruckt, der Honig klebte zäh und fest in den Waben. Melezitose-Honig heißt das dann, oder auf gut deutsch "Zementhonig", da er fest wie Zement in den Waben hängt und sich nicht schleudern lässt. Na prima. Gefürchtetes Zeug. Lagern die Bienen das als Wintervorrat im Brutraum ein, verhungern sie im Winter auf den vollen Waben, denn auch sie bekommen diesen auskristallisierten Honig nicht mehr aus den Honigwaben. So hab ich auch schon mal ein Volk verloren, hab ich schon gehabt, hab ich schon gesehen, hat mir nicht gefallen...Vielleicht war das der Grund, warum meine Mädels diesen Honig freiwillig in den Honigraum hinaufgetragen haben und nicht für sich behalten wollten. Auf diesen ersten Schreck erstmal ein bißchen naschen, ob das Zeug denn auch schmeckt. Erstaunlich würzig war er, ein bißchen herb und doch süß wie Honig sein soll. Ziemlich unvergleichlich. Was uns auf die Idee brachte, die nicht schleuderbaren Honigwaben mit einem Messer aus den Rähmchen zu schneiden und diese kurzerhand im Glas mit flüssigem Honig zu bedecken. Vor langer Zeit, erinnerten wir uns nämlich, durften wir in einem Hotel mal in den Genuss kommen, richtig echten Wabenhonig aufs Brot schmieren zu können. Da stand eine Honigwabe naturbelassen und verdeckelt am Buffet, aus der man sich ein Stückchen ausschneiden konnte. Das fühlte sich vielleicht exquisit an! Ein paar Mal habe ich auch schon auf Instagram und Co gesehen, wie einige Imker diesen Wabenhonig ernten und verpacken, noch habe ich mich nicht selbst an diese Methode gewagt, doch hier spielte das Schicksal uns dann wohl diesen Joker zu. Nun gibt es dieses Jahr neben klassischen 500g und 250g-Gläsern auch Honiggläser mit Wabenhonig. Ob wir den verkaufen? Das wissen wir noch nicht. Vielleicht behalten wir ihn als Give-away für besondere Anlässe. Oder vernaschen ihn einfach selbst...